Auf
den Spuren des Raxkönigs.
Wer über
Waldarbeit und Holzfällerleben,
jenem unsteten, gefährlichen und schweren Beruf vergangener Zeiten
berichten will kommt nicht umhin, einen Blick in Ottokar Janetscheks Heimatroman
"Der Raxkönig", zu werfen. Das ungemein fesselnde Buch schildert das
entbehrungsreiche Leben des Gosauer Holzfällers Georg Hubmer,
der sich vom einfachen Holzknecht bis zum kaiserlichen Holzmeister und
ungekrönten König der Rax emporgearbeitet- und den sogar der
Kaiser als Köng bezeichnet hatte.
Lediglich eine
Romanfigur, der Raxkönig? Der laut Roman mit seinem Bruder und seinen
Leuten 1782 die Gemeinde Naßwald gründete... Naßwald?
Noch nie gehört. Also rein ins Auto und ab in das Höllental -
übrigens eine Erlebnisfahrt durch eine der schönsten Gegenden
Niederösterreichs - um den Wahrheitsgehalt des Heimatbuches
zu überprüfen. Und tatsächlich gibt es sie, die Gemeinde
Naßwald. Eingebettet in ein idyllisches Tal hinter der Rax. Eine
Gedenkstätte jenes genialen Holzfällers, der schon zu Lebzeiten
eine Legende war.
1826
wurde unter der Leitung des "Raxkönigs" die Pfarrkirche als Schul-
und Bethaus gebaut. Im Bild rechts deutlich sichtbar, die Tintenfaßlöcher
in den Kirchenbänken, die bis heute erhalten geblieben sind.
1840,
sieben Jahre nach dem Tod des Georg Hubmer wurde der Bau aufgestockt, im
Jahre 1869 mit einem hölzernen Glockenstuhl versehen, der 1910 durch
den Zubau des Turmes ersetzt wurde.
Das
evangelische Naßwald war von 1782 (Entstehung) bis 1849 zur einzigen
niederösterreichischen evangelischen Toleranzgemeinde Mitterbach bei
Mariazell zugehörig.
"Die
Fenster bleiben rund..." Diesen legendären Spruch tat der Georg Hubmer
alias "Raxkönig", der beim Bau des Schul- und Bethauses den Einbau
von Rundbogenfenster auf seine Verantwortung veranlaßte, und der
sich solcherart der Forderung des Kaisers - eckige Fenster zu installieren
- widersetzte. Um den ganzen Sinn zu verstehen muß man wissen, dass
zur damaligen Zeit der Einbau von Rundbogenfenster für Akatholiken
(Nichtkatholische) im katholischen Habsburgerreich streng verboten war.
Nur dem "Steirischen Prinzen", Erzherzog Johann (er war der Bruder Kaiser
Franz Josefs, Anm.d.Red.) ist zu verdanken, dass es zu keiner blutigen
Auseinandersetzung der Naßwalder Holzknechte mit kaiserlichen Truppen
kam. Im Bild links sind die seinerzeit so heiß umkämpften Rundbogenfenster
deutlich erkennbar. Sie sind bis zum heutigen Tag unverändert geblieben.
Jahre
vorher war der "Raxkönig" mit Hilfe Erzherzog Johanns aus kaiserlichen
Diensten ausgeschieden, um sich mit seiner Crew beim Grafen Hoyos zu verdingen.
Unsterblichkeit erlangte Georg Hubmer mit seinem Projekt, mittels Schöpfmühlen
das Wasser "bergauf" rinnen zu lassen, um so, durch einen händisch
gegrabenen Tunnel das Holz vom Lahnsattel in das Naßtal zu triften.
Aus den Annalen entnimmt man übrigens, dass der Analphabet Georg Hubmer,
der nie rechnen und schreiben erlernte, den von ihm geplanten und -berechneten
Tunnelausgang nur wenige Zentimeter verfehlt haben soll.
top nach oben