Der
Siebenschläfertag.
Die heiligen Siebenschläfer
und
die
Mutter Gottes auf einem Votivbild des 19. Jahrhunderts aus
Süddeutschland
aus dem Clemens-Sels-Museum in Neuss.
Der Siebenschläfertag, der
früher
am 27. Juni gefeiert wurde, ist heute nur noch als Lostag für das
Wetter einigen Menschen bekannt: „Das Wetter am Siebenschläfertag
sieben Wochen bleiben mag” oder „Siebenschläfer Regen - sieben
Wochen
Regen” oder „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass”
oder „Regnet’s am Siebenschläfertag, es sieben Wochen regnen mag”
oder „Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet’s ganze
sieben
Wochen”.
Die „Verortung” des bäuerlichen
Wetterwissens
erfolgte am liturgischen Kalender, der als ein absoluter Bezugspunkt
über
Jahrhunderte galt - Kalenderreformen hat es in der Kirchengeschichte
selten
so oft wie in unserem Jahrhundert gegeben (1955 und 1969). Heute findet
man das Fest „Siebenschläfer” in keinem Kalender mehr. Und mancher
wird deshalb vermuten, der Name des Tages leite sich von dem
gleichnamigen
Nagetier mit hohem (Winter-) Schlafbedürfnis ab. Das aber ist
falsch.
Lange sind die Siebenschläfer als
Heilige verehrt worden. Sie sind durch eine Legende in Erscheinung
getreten,
die Gregor von Tours (538 - 594) erstmals ins Lateinische
übersetzt
hat. Danach hatten sich in Ephesus sieben junge Christen - in
griechischer
Tradition Achillides, Diomedes, Eugenios, Kyriakos, Probatos, Sabbatios
und Stephanos, in lateinischer Tradition Constantinus, Dionysius,
Johannes,
Malchus, Martinianus, Maximianus und Serapion - im Jahr 251 bei einer
Verfolgung
unter Kaiser Decius (249 - 251) in einer Berghöhle in Sicherheit
gebracht.
Dort wurden sie von ihren Häschern entdeckt, eingemauert und
schliefen
195 Jahre. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, wachten
auf,
um den Glauben an die Auferstehung der Toten zu bezeugen, und starben
wenig
später. Die Legende, schon im 5. Jahrhundert literarisch fassbar,
existiert in der Ostkirche in mehreren syrischen und griechischen
Varianten
und wurde zudem in andere orientalische Sprachen übersetzt. Sie
fand
neben anderen Legenden - mit Veränderungen - auch Eingang in den
Koran
(18. Sure). Legende und Kult der Siebenschläfer wurden in
Deutschland
während der Kreuzzugs- und Barockzeit populär. Bis in das 18.
Jahrhundert hat es im Bistum Passau in Eichendorf, Pildenau und Rotthof
Wallfahrten zu den heiligen Siebenschläfern gegeben. In Rotthof,
an
der Straße von Passau nach Eggenhofen gelegen, hat der
berühmte
Rokoko-Stukkateur Johann Baptist Modler aus Kößlarn 1758 die
Berghöhle mit den Siebenschläfern nachgebaut. Von den
Gläubigen
wurden die Siebenschläfer als Patrone gegen Schlaflosigkeit (!)
und
Fieber angerufen.
Ein aufgeklärter Mensch mag heute
lächeln, wenn er eine solche Legende hört und die
Schlussfolgerung
vernimmt, die unsere Vorfahren daraus zogen: Siebenschläfer als
Patrone
gegen Schlaflosigkeit! Und die Kirche hat zu recht die Verehrung der
heiligen
Siebenschläfer, die bloß legendarisch überliefert sind,
im Generalkalender gestrichen. Nicht gestrichen ist aber die „Wahrheit
der Legende”: Selbst wenn das Böse über die Guten zu siegen
scheint,
führt Gott die Guten zum Sieg - aber auf seine Weise. Sieben
Verfolgte
überleben schlafend, bezeugen Gottes Größe und gehen
dann
in die ewige Seligkeit ein. Gott hat nicht nur die Regeln der Natur
gemacht,
er kann sie auch außer Kraft setzen, wenn und wann und wo er
will.
Das haben nicht nur unsere Vorfahren geglaubt, das glauben auch
Christen
heute. Mag die Legende der Siebenschläfer heute eher vergessen
sein,
mag man sich auch der Siebenschläfer selbst nicht mehr erinnern:
die
Wetterregeln halten den Namen wach und wecken vielleicht bei dem einen
oder anderen die Neugier nachzuforschen.
Die heutige, moderne Wettervorhersage
zweifelt allerdings, da - wie etwa nach Ansicht der privaten
Wetterstation
Göttingen - sich das gesamte Kaledarium im Wandel der Zeit auch
gewandelt
hat. Diese interessante Feststellung begründet das Institut so:
...Der
Siebenschläfer ist eine bekannte Bauernregel, nach der sich das
Wetter
des 27. Juni sieben Wochen lang fortsetzt. Solchen sogenannten Lostagen
ist man auch wissenschaftlich recht gründlich nachgegangen. Einige
dieser Daten überlebten die Prüfung auf
Witterungszusammenhänge
mit einer miserablen 50:50-Quote nicht, andere bewährten sich aber
durchaus mit einer statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit von 60 %
und
mehr... Zur Überprüfung des Siebenschläfers zogen
Meteorologen eine 25-jährige Messreihe zwischen 1946 und 1970 aus
Regensburg heran. Es zeigte sich, dass 13 regenreichen
Siebenschläfertagen
(27. Juni) nur 6 nasse Juli folgten, also eben jene 50:50-Quote. Die
Niederschlagsneigung
des 7. Juli und der Folgewochen steht jedoch in einem sichtbaren
Zusammenhang,
folgten 14 regenfreien Lostagen 10 zu trockene Monate. Um die
Trefferquote
auf das Niveau zu heben, das dem Ansehen des Lostages gerecht wird,
muss
die Korrelation umformuliert werden: Wichtig ist die Beobachtung der
Großwetterlage
der ersten Juliwoche. Aus ihr lassen sich immerhin
Rückschlüsse
auf den Gesamtmonat mit einer Trefferquote von 60 % bis 80 % ziehen,
das
entspricht einer 3-Tage-Vorhersage; wobei die Trefferquote von Nord
nach
Süd zunimmt.
Quelle: Internet
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