Walpurgisnacht und Hexenzauber.
"Regen
auf Walpurgisnacht, hat stets ein gutes Jahr gebracht." Eine
alte Wetter- und Bauernregel, die so gar nichts mit dem eigentlichen
Kult,
der alljährlich fröhliche Urständ feiert, gemein hat.
Oder
doch? Blättert man in den Geschichtsannalen, ist sowohl Gutes- als
auch Böses vermerkt. Sie ist seit vorgeschichtlicher Zeit eine
besondere
Nacht, jene Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Walpurgisnacht
heißt
sie. Benannt nach der hl.Walpurga, die am 30. April ihren Ehrentag
hat.
Alter Überlieferung zufolge glaubten die Germanen, dass sich in
jener
Nacht der oberste Germanengott Wotan mit der Fruchtbarkeitsgöttin
Freya vermählte, den Frühling zeugte, wodurch die
Dämonen
des Winters vertrieben wurden. So ist das Harzgebirge im Norden
Deutschlands
eine der bekanntesten Kultstätten, jenes satanischen Brauches, der
zur Zeit der Kelten besonders grausam und entartend war, indem man am
30.
April durch Menschenopfer und anderer grausamen Riten das heidnische
Frühlingsfest
anlässlich der Göttervermählung als quasi
Versinnbildlichung
des Frühlingsbeginnes feierte. Die katholische Kirche ihrerseits,
reagierte auf die heidnisch- okkulten Riten, und feierte am 30. April
den
Geburtstag der heiligen Walpurga, der Schutzpatronin gegen Geister und
Aberglauben.
Woher
der Name Hexe stammt, weiß Niemand so recht zu deuten. Fest
steht,
dass das Hexenwesen mit Schamanismus und Magie eng verbunden scheint.
Die
ungemein grausamen Hexenverfolgungen der Kirche im 16. und 17.
Jahrhundert
stehen jedoch nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der
Walpurgisnacht.
Der Hexenkult scheint
seit
seinen Anfängen (um 1200) ein rein heterosexueller Kult zu
sein,
da stets neben einer Priesterin ein gleichberechtigter Priester
mitwirkte.
Indem dem Prinzip einer gewissen Gleichberechtigung große
Bedeutung
beigemessen wurde, deutet der Hexenkult auf ausgeprägte
sexualorientierte
Komponenten, was wiederum die Vermutung eines Fruchtbarkeitskultes
beinhaltet.
Ob ein Zusammenhang mit dem 31. Oktober (31. Oktober auf 1. November
ist
Halloween und gehört diese Nacht seit mehr als 2000 Jahren den
Geistern)
besteht, scheint sehr wahrscheinlich, da Halloween ein
äußerst
bedeutsamer religiöser Termin für Satanisten, Hexen und
anderer Okkultisten ist.
Wie dem auch sei,
fest
steht:
Die Walpurgisnacht ist heutzutage auf alle Fälle eher eine
fruchtbare-
denn furchtbare, Nacht. Da der Legende nach die bekanntesten
Hexenplätze
im Harzgebirge liegen, wird dort die Walpurgisnacht alljährlich
mit
großem Spektakel, mit viel Spuk und Spaß begangen, wobei
man
doppelten Nutzen zieht. Zum einen wird bei "Hexenbraten" und
"Teufelstrank"
ausgiebig gefeiert, und zum anderen boomt die Touristikbranche. Der
Legende
nach reiten die Hexen auf Besen oder Mistgabel zum Hexensabbat, wobei
sie
ihre Fluggeräte mit der "Hexensalbe" (eine aus dem Mittelalter
überlieferte
Tinktur aus Tollkirsche, Schierling und anderen narkotisierenden
Pflanzenstoffen)
bestreichen. Da gibt es Hexenzauber und Liebesorakel,
Führerscheinprüfung
für Hexenbesen, Walpurgiszauber und Hexentanz, bis um Mitternacht
ein Feuerwerk die bösen Mächte vertreibt.
Nach altem
Aberglauben,
der heute noch fester Bestandteil alten Kulturgutes darstellt, eignet
sich
die Walpurgisnacht besonders für Zukunftsdeutungen und
Liebesorakel.
Rüttelt eine junge Frau zum Beispiel in der Walpurgisnacht an
Obstbäumen
und bellt dazu ein Hund, wird eines Tages ihr Freier erscheinen. Und
zwar
aus der Richtung aus der das Hundegebell kommt. Den Vorname des
Heißersehnten
erfährt die heiratslustige Maid, wenn sie in der Walpurgisnacht
durch
eine Tor geht und den ersten Menschen, der ihr jenseits begegnet, nach
dessen Namen fragt.
In unseren Breiten,
insbesondere
in der Obersteiermark, ist die Walpurgisnacht durch die Aufstellung von
Maibäumen geprägt. Hier tritt der Hexenkult weitgehendst in
den
Hintergrund, obwohl ein gewisser Zusammenhang zu bestehen scheint. Der
Maibaum wird als Fruchtbarkeitssymbol angesehen und unterliegt daher
verschiedenen
Kriterien: Möglichst gerade gewachsen, was Kraft und Gesundheit
bedeutet.
Ferner ist es wichtig, dass der (meist 30m hohe) Baum völlig
entrindet
ist, damit sich (nach altem Volksglauben) keine Hexen und Geister in
Gestalt
von Käfern in der Rinde verstecken können. Der Maibaum wird
aber
nicht zur Gänze entastet und entrindet. Die Baumspitze bleibt
unangetastet,
weil im grünen Wipfel die Germanengötter wohnten. Dem,
unterhalb
des Wipfels den Stamm umschlingenden, aus grünen Fichtenästen
gebundenen- und mit Bändern geschmückten Kranz kommt eine
besondere
Bedeutung zu. Er versinnbildlicht das weibliche Element, das vom
männlichen
Element, dem Stamm, durchdrungen wird. Ebenfalls einen
Fruchtbarkeitskult
darstellend. Die Bänder am Kranz, schließlich, sollen einen
Bindezauber ausüben. Es wird hiermit der Segen des Gedeihens und
des
Werdens "angebunden." Früherszeiten wurde der Maibaum
in der Walpurgisnacht gefällt, und in den Morgenstunden des 1. Mai
aufgestellt.
Über dieses
Brauchtum
wird in der Bergheimat - Maiausgabe
ausführlicher
berichtet.
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