Almabtrieb
Almabtrieb hat bittesehr
nichts mit
Abtreibung
zu tun, sondern ist ein seit Jahrhunderten fest verankerter Bestandteil
bäuerlichen Brauchtums. In etwa
so umschrieben: Abschluss der Almweidezeit und Beginn der
Winterstallung,
Das Weidevieh, das den ganzen Sommer
über
auf den Hochalmen verbracht hat, wird im Laufe des Monats September ins
Tal gebracht. Also ins Tal getrieben, oder - wie der Volksmund es
ausgedrückt:
Abgetrieben. Im Tal werden die Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen, in
ihre heimischen Ställe geführt.
Je nach Witterung - meist um Michaeli
(29. September) - endet die offizielle Almzeit. Dann werden die
Almhütten
der Sennerinnen und Senner winterfest gemacht, verstummt das "Hoi, Hoi"
(Lockruf der Senner). Verstummt auch des Geläut der Leitkuh bis
zum
nächsten Frühjahr, wenn dann der Almzyklus - meist um
Pfingsten
- mit dem Almauftrieb erneut beginnt.
Im Gegensatz zu 2007 dürfte
der
heurige Almabtrieb nach einem wie im Vorjahr 2021 auch heuer wieder sehr
heißen Supersommer eher
reibungslos vonstatten gehen. Vor genau vierzehn Jahren
schrieb Bergheimat unter anderem: "...Der heurige Almabtrieb allerdings
musste
um 3 Wochen vorverlegt werden. Zwei Tage vor dem Papstbesuch
(8.September
2007), bescherte ein Schlechtwettereinbruch dem Mariazellerland und dem
Mürztal ab eintausend Meter Seehöhe über einen Meter
Neuschnee.
Auf der Hinteralm, im Gebiet der Schneealm waren vorübergehend 30
Rinder abgängig. Halterstab
wurde gegen Schistock eingetauscht, der (vorzeitige) Abtrieb der
anderntags wieder
aufgespürten
Rinderherde erfolgte im wahrsten Sinn des Wortes per Schier. Der
Haltermannschaft
wäre es ansonsten unmöglich gewesen, bis zu den
eingeschneiten
Rindern vorzudringen. Zu allem Übel versperrte auch noch ein durch
starke Sturmböen verursachter Windbruch den normalen Weg ins Tal.
Überall lagen entwurzelte Bäume und so blieb als
einzige
- wenn auch Umweg - Alternative, das Vieh hinab nach Scheiterboden zu
treiben.
(Ortsteil der Gemeinde Mürzsteg, Nähe dem Toten Weib)..."
So geschehen 2007. Heuer (2023) blieb das Mürztal wie auch im Vorjahr von Katastrophenunwettern bislang verschont, lediglich etliche superheiße Hundstage bescherte uns jedoch der August dennoch.
Ward den Sennen ein gutes
Jahr beschieden,
-dem Vieh kein Leid widerfahren, wird das Vieh (in der Regel nur die
Rinder)
festlich geschmückt ins
Tal getrieben. Die im Bild links abgebildete Sonderbriefmarke (Ausgabe
4. Oktober 1991) dokumentiert einen Tiroler Almabtrieb. Der
wunderschöne
- aus Tannenreisig, Alpenblumen, bunten Bändern, Flitter
bestehende
Kopfschmuck - wird den Kühen nach uralter Tradition von den
Sennerinnen
und Sennern angelegt (im Volksmund auch Aufkranzen genannt), bzw.
über
Kopf und Gehörn gewunden. In Österreich und in Bayern wird
das
gesamte Vieh geschmückt, in anderen Regionen hingegen nur die
Leitkuh.
Als weiteren Schmuck erhalten die Kühe, je nach Rangordnung,
verschieden
klingende Glocken um den Hals gehängt. Diese sollen mit
ihrem
Geläut die feindlichen Dämonen auf dem Abtriebsweg vertreiben.
Im Obersteirischen ist dieser einstmals
festliche Brauch weitgehendst verblaßt. Das Vieh wird zwar
mancherorts
weiterhin abgetrieben, jedoch nur mehr spärlich bekränzt. Wo
es aufgeschlossene Forststraßen gibt, werden die Rinder
kurzerhand
auf den Traktor verfrachtet und ins Tal gefahren. In vielen Regionen
ist
dieser althergebrachte Brauch nur mehr als sogenannter Schaubrauch und
als Touristikattraktion, verbunden mit Musik, Bewirtung und
Tanzveranstaltungen,
zu sehen. In diesem Zusammenhang erwähnenswert: Der
Almabtrieb
am Obersee im Berchtesgadener Land. Dort werden die Kühe
von der Moos- und Fischunkelalm abgetrieben und -da diese Almen nur mit
dem Boot erreichbar sind - die Tiere mit Booten über den
Königssee
gerudert.
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