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Unsere Nostalgieseite – als (Ur)Oma noch ein Teenager war !
Im obersteirischen Gebirgsland, nahe Mariazell, liegt die Ortschaft Gusswerk, eingebettet in ein enges Tal, am Zusammenfluss von Aschbach und Salza. Beide Flüsse sind beliebte Angelreviere für Petrijünger, und die Salza ist bevorzugtes Paddler und Raftingwasser. Schon zu Urgroßmutters Zeiten werkten die Flößer – einst ein lebensgefährlicher Beruf und bis 1950 ausgeübt – (siehe Bericht über die Holzknechte), heute ist der Salzafluß – wie schon erwähnt – beliebtes Urlaubsparadies für Angler und Kanuten.
An, entlang eben diesem Salzafluß, standen einst zur Hochblüte des Eisengusses Hammerwerke, wie das Bohrwerk – hier wurden des Kaisers Kanonen gebohrt – oder Salzahammer, und auch am Aschbachfluss stand ein Hammerwerk (Härtehammer). Last not least schlussendlich am Zusammenfluss dieser beiden Gebirgsbäche das Eisengusswerk (siehe Foto links), mit insgesamt drei Hochöfen, in denen Eisenerz schmolz, und das - neben Kanonen und Kanonenkugeln – zu Eisenschmuck verarbeitet wurde. Eisenschmuck? Klingt eher abwertend unpersönlich. Und dennoch eine Kunst, die bis heute nicht ihresgleichen gefunden hat (siehe Fotos). Gefunden hat man leider auch keinen einzigen Model (Holzmodelle und Formen, mit denen Eisenschmuck durch Eisenkunstguss erzeugt wurde), wahrscheinlich wurden diese unersetzbaren Holzmodellformen einfach der Wärmegewinnung zugeführt.
Gusswerk ist heute ein – man ist fast versucht zu sagen – schlafendes Dorf. Die Jungen wandern ab, und die Alten nehmen, wenn sie heimgehen, ein Stück geschichtlicher Vergangenheit mit ins Grab. Früher einmal stolze 5.000 Einwohner zählend, ist der geschichtsträchtige Ort (leider) nur mehr in den Annalen lebendig. Und das, obwohl die Gemeinde Gusswerk in vielerlei Hinsicht beachtliches aufzuweisen hat. Wasser für Wien kommt aus Gusswerks Gemeindegebiet. Flächenmäßig ist diese Gemeinde mit einer Fläche von 285,36 Quadratkilometer die größte Gemeinde der Steiermark und die Zweitgrößte Österreichs. Die Heimatdichterin Martha Wölger+ wuchs im nahen Freingraben auf und besuchte in Gusswerk die Volksschule. Professor Slama+ ein international anerkannter Wissenschafter, war gebürtiger Gußwerker…
Und, noch weiter zurück in die Vergangenheit, steht am Fuße des Seebergs der Brandhof – einst Domizil des steirischen Prinzen Erzherzog Johann… Die berühmte Mariazellerbahn (erste Einphasenwechselstrombahn der Welt) hatte bis vor 10 Jahren ihre Endstation in Gusswerk, und zu Beginn der Adventzeit lebte in Gusswerk uraltes vorweihnachtliches Brauchtum auf. Das "Schifferlsetzen"… Ein Heischebrauch, den es weltweit nur im Mariazellerland gab.
Bei so viel geschichtlichem Hintergrund ist man versucht zu sagen, diese ruhmreiche Vergangenheit gehört für die Nachwelt ausreichend dokumentiert und kommentiert. Leider weit gefehlt, bis, ja bis sich im Jahre 1990 eine Handvoll Unentwegter zusammen taten und ein Heimatmuseum in uralter, stimmungsvoller Ambiente schufen. Seit dem 4. Juli 1998 lebt die alte Kunst des Eisenkunstgusses in den Räumen des alten Amtshauses an Hand zahlreicher Exponate – verbunden mit periodischem Schaugießen - wieder auf.
In einer umfassenden Chronik wird die Geschichte des Eisengußwerkes im Steirischen Oberland bis zur Schließung des Werkes im Jahr 1899 eindrucksvoll in Wort und Bild, unterlegt mit Zahlen und Fakten, geschildert. Hier der LINK zur Chronik.
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