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Rund um den 1. Mai

Kindberger ZunftbaumAlles Neu, macht der Mai... Ein uraltes Volkslied, das uns - aus unserer Kindheit erinnerlich -  bewusst macht, dass gerade der Monat Mai die Schönheiten der Natur, einem Füllhorn gleich, ausschüttet.
Wen wundert es da, dass gerade diese Zeit, wo alles zu neuem Leben erwacht, voll von überliefertem Brauchtum ( im Mürztal und im Mariazellerland existiert der bekannteste Brauch der Aufstellung von so genannten Fruchtbarkeitsbäumen, Maibaum genannt), ist. Allerorts stehen sie, als Sinnbild des Lebens. Ein besonders schöner Beweis heimischen Kulturgutes stellt der Kindberger Zunftbaum dar, der inzwischen zum Wahrzeichen der bekannten Mürztaler Stadt avanciert ist.(Bild links)
In unseren Breiten, insbesondere in der Obersteiermark, ist die Walpurgisnacht (30.April), nicht nur ein wichtiger Lostag (Regen auf Walpurgisnacht, hat stets ein gutes Jahr gebracht...), da wird auch der am Vorabend zur Walpurgisnacht aufgestellten Maibäume besonderes Augenmerk geschenkt... Werden sie mit Argusaugen bewacht, denn das 'Maibaumstehlen' ist noch mancherorts nach uralter Überlieferung fester Bestandteil.
Früherszeiten wurden Maibäume   in der Walpurgisnacht gefällt, häufig auch erst am Morgen des 1.Mai. Heutzutage geschieht dies einige Tage früher, um sie in Ruhe herrichten und aufputzen zu können.
Was nun das so genannte "Maibaum stehlen" anlangt, gehen hier die Meinungen etwas auseinander. In den Annalen steht: Nach der Tradition dürfte er lediglich in der Walpurgisnacht selbst geraubt werden, und nur, wenn er sich innerhalb des Ortes befindet, in dem er aufgestellt werden soll. Denn erst jetzt besitzt er die Kraft eines Fruchtbarkeitssymbols.
Eine andere Variante besagt: dass es eine Schande sei, wenn der Maibaum "gestohlen" wird. Wobei sich das "stehlen" lediglich darauf bezieht, dass in der Walpurgisnacht die "Maibaumdiebe" versuchen, den Baum zu fällen, und der umgeschnittene Baum als gestohlen angesehen wird. Wenn allerdings ein "Maibaumwächter" seine Hand auf den Baum legt, darf der Baumstamm von Maibaumdieben nicht mehr angerührt werden.Steirischer Maibaum
Dies wird in neuerer Zeit nicht mehr so genau beachtet. Findige Maibaumhüter haben deshalb verschiedene Schutzmaßnahmen entwickelt, um dem vorzubeugen. So wird der Maibaum mit an die bis zu drei Meter langen Eisenklampfen beschlagen.
Ein anderes - sehr wirksames Schutzmittel - ist: der Stamm wird am unteren Ende ausgehöhlt, und wird in diesen Hohlraum ein Eisenrohr gesteckt. Wenn die Maibaumdiebe nun versuchen den Baum umzusägen, holen sie sich im wahrsten Sinn des Wortes lediglich stumpfe Zähne.
Hier tritt der Hexenkult (siehe Bericht Walpurgisnacht) weitgehendst in den Hintergrund, obwohl ein gewisser Zusammenhang zu bestehen scheint. Der Maibaum wird als Fruchtbarkeitssymbol angesehen und unterliegt daher verschiedenen Kriterien: Möglichst gerade gewachsen, was Kraft und Gesundheit bedeutet. Ferner ist es wichtig, dass der (meist 30m hohe) Baum völlig entrindet ist, damit sich (nach altem Volksglauben) keine Hexen und Geister in Gestalt von Käfern in der Rinde verstecken können. Der Maibaum wird aber nicht zur Gänze entastet und entrindet. Die Baumspitze bleibt unangetastet, weil im grünen Wipfel die Germanengötter wohnten. Dem, unterhalb des Wipfels den Stamm umschlingenden, aus grünen Fichtenästen gebundenen- und mit Bändern geschmückten Kranz kommt eine besondere Bedeutung zu. Er versinnbildlicht das weibliche Element, das vom männlichen Element, dem Stamm, durchdrungen wird. Ebenfalls einen Fruchtbarkeitskult darstellend. Die Bänder am Kranz, schließlich, sollen einen Bindezauber ausüben. Es wird hiermit der Segen des Gedeihens und des Werdens "angebunden." (siehe Bild rechts)
Früherszeiten wurde der Maibaum - wie bereits erwähnt -  in der Walpurgisnacht gefällt, und in den Morgenstunden des 1. Mai aufgestellt. Aktuelles Brauchtum (leider jetzt nicht mehr durchgeführt), war das Maibaum kraxeln. Da kamen die jungen Burschen in pechbeschmierten Lederhosen, um den glatten Stamm empor zu klettern, was in zweierlei Hinsicht nicht ganz einfach war. Zum einen galt es da eine gehörige Portion 'Schmalz' (Kraft) in Armen und Beinen mitzubringen, um den glatten Stamm - mit Händen und Füßen umschlingend - empor zu klettern, und zum anderen war der Maibaum in den meisten Fällen unbezwingbar, war doch der Stamm mit Öl eingerieben.
MaikäferIn der Mythologie findet das Ringen von Winter und Sommer zehn Tage vor Hohe Maien (Mitte Mai) seinen Abschluss. An diesem Tage, einem Donnerstag, holt sich der mächtige Herr von Blitz und Donner, Gott Donar seinen Hammer vom Urweltriesen wieder. Dem letzten Aufbäumen der drei Eisriesen (sind die Eisheiligen der katholischen Kirche) folgt sonach die fruchtbare warme Jahreszeit.
Im Mariazellerland und auch im Mürztal finden allabendlich Maiandachten statt. Eine Geste der katholischen Kirche, die festliche Zeit des Maien hervorzuheben. Ein weiterer Maienbrauch ist das Maisingen, das Vielerorts noch fester Bestandteil heimischen Brauchtums zur Maienzeit ist.
Für die Kinder wird es spannend, wenn die Kirsch- und Apfelbäume blühen. Dann kommt nämlich die Zeit, in der die Maikäfer ihre Hochzeitsflüge absolvieren. Mit durchlöcherter Pappschachtel, mit Gras ausgelegt, in denen die brummenden Gesellen eingesperrt werden sollen sofern man sie erwischt, geht es an lauen Maiabenden, kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf zur Maikäferjagd.
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