Brauchtum
im Bergland.
Einen
Tag nach St.Barbara ist es wieder so weit. Krampus und Nikolaus, zwei
Kultfiguren,
stellvertretend für Gut und Böse, ziehen alljährlich am
5. Dezember von Haus zu Haus, lassen Kinderherzen höher
schlagen.
Einsteils aus Angst vor der Rute, andernteils in Erwartung all der
Süßigkeiten,
die es als Belohnung gibt.
In
der Nacht zum 6. Dezember werden blank geputzte Kinderstiefel vor die
Schlafzimmertür
gestellt und Nikolaus zeigt sich auch hier spendierfreudig, indem er
allerlei
Süssigkeiten in dem Schuhwerk hinterläßt. Für die
Kinder anderntags, nach
erfolgreich
bestandenem Krampusabend-Herzklopfen eine doppelte Belohnung.
Für
unsere Kleinen ein Brauch, ähnlich aufregend wie der Weihnachts-
Abend,
den Teens allenthalben eher schmerzliche Erinnerungen bescherend,
ist dieser alpenländische Kultbrauch für die Touristikbranche
der Renner schlechthin. Perchten- und Krampuslauf boomen. Leider wird
dabei
vergessen, dass - zumindest im obersteirischen Bergland - nur
am 5. Dezember Krampustag
ist.
In
Gußwerk ist der alljährliche Krampuslauf längst schon
Tradition.
Beeindruckt jedes Jahr durch die vom Maskenschnitzer Sepp Troger zur
Verfügung
gestellten Holzmasken, verbunden mit ideenreicher
Choreographie.
So
gesehen, wird in der nördlichsten steirischen Dorfgemeinde eine
uralte
Tradition als Kulturerbe erhalten, sich in der Legende vom
"Rotsohler", widerspiegelnd. Der "Rotsohler", der Überlieferung
nach
ein gar grauslicher Geselle mit einem Menschen- und einem
Pferdefuß,
ist in den dunklen Wäldern der Rotsohl, Nähe des "Niglo"
(Bergübergang
zwischen Veitsch und Turnauer Alm - übrigens ein uralter
Wallfahrtsweg,
den der Volkspoet Peter Rosegger in seiner Geschichte von der
Mariazeller
Wallfahrt erwähnt, Anm.d.Red.) angekettet und darf nur alle 7
Jahre
los.
Früherszeiten
war das "Kramperlpassen" ein echter Nervenkitzel für die Jugend,
denn
da lauerten an allen Ecken und enden die Krampusse, um spukhaft zu
erscheinen,
mit wildem Gebrüll- und nicht selten rüden Schlägen
mittels
langer Besen aus Birkenreisig (der 'Kramperlruadn') nicht nur sehr
schmerzhafte
sondern auch heillose Panik, Angstzustände per exezellenz zu
erzeugen. Da gab es nur eines: fluchtartig das Weite zu suchen.
Heutzutage
machen zwar auch noch diverse Körperstellen schmerzhafte
Bekanntschaft
mit der Birkenrute, der gesamte Ablauf ist jedoch geplant, sodaß
man in aller Ruhe diese unheimlichen Gesellen hautnah betrachten und
bewundern
kann. Der Gußwerker Krampuslauf begeistert
alljährlich,
ist in seiner Aufmachung eine echte Bereicherung, und zugleich
ein
kleiner Vorgeschmack obersteirischen Brauchtums zu Beginn der
Adventszeit.
Leider
wird der Nikolaus - wahrscheinlich eine Vermischung mit Santa Claus -
immer
öfter mit dem Weihnachtsmann verwechselt. Der hl. Nikolaus war
Bischof
der kleinasiatischen Stadt Myra und wurde zur Legende, weil er Kindern,
Armen und Hilflosen half. Zur konkreten Unterscheidung sei hier
eine
Nikolausfigur , vor der betende Kinder knien, gezeigt. Der Krampus im
Hintergrund
darf natürlich nicht fehlen, genausowenig wie der links sichtbare
Geschenkskorb.
In
neuerer Zeit sind Perchtenläufe In.
Sie garantieren Zuschauermassen, lehren teilweise sogar Erwachsenen das
Gruseln. Nach Ansicht der Redaktion sind die Perchten eher eine
Domäne westlicher Bundesländer. In unseren Breiten wäre
es sinnvoller, Krampus und Nikolaus als althergebrachte Kultfiguren zu
belassen.
Und genau das hat man in Mitterdorf (neuerdings St. Barbara Anm.d.Red.)
heuer 2015 gemacht. Im kleinen Kreis fanden sich Jung und Alt,
Feuerwehrmann, Feuerwehrfrau. Das Rüsthaus diente kurzerhand als
Garderobe und schon standen waschechte obersteirische Krampusse
vor staunendem Publikum. Man traf sich am Hauptplatz, ließ sich
für kurze Zeit vom vorweihnachtlichen Brauchtum im Oberland
verzaubern.
Der Mitterdorfer Bub im Bild oben rechts scheint sich schon recht gut
mit dem Höllenfürsten zu verstehen, wo hingegen der kleine
Krampus (Bild links) sich unter der Obhut von Oma und Opa doch noch
etwas wohler zu fühlen scheint.
Die Bildschau unten zeigt einen
kleinen Ausschnitt vom Krampustreiben
am 5. Dezember 2015 in Mitterdorf (St.Barbara).
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